Auf dem Prüfstand: Der Wissenschaftsrat kommt

Video - 1983

Die Gesamthochschule Kassel und das Land Hessen hatten in ihrem Entwicklungskonzept, das dem Wissenschaftsrat beim Besuch im Februar 1983 vorgelegt wurde, insgesamt sechs Bauvorhaben im Umfang von 190 Millionen DM angemeldet. Der Wissenschaftsrat nahm letztlich Bauvorhaben im Umfang von 100 Millionen DM in die oberste Priorität der Hochschulbauförderung von Bund und Land auf. Den größten Anteil daran hatte der Bau eines neuen Technikgebäudes an der Kurt-Wolters-Straße.

Der Wissenschaftsrat forderte eine deutlich bessere Ausstattung des Ingenieurbereich mit Personalstellen und Sachmitteln, weil der festgelegte Schwerpunkt im Bereich der Natur- und Ingenieurwissenschaften als noch nicht ausreichend entwickelt angesehen wurde. Da der weitere Ausbau der Gesamthochschule Kassel nicht weiter auf Kosten des Ausbaus der anderen hessischen Universitäten gehen dürfe, empfahl die Kommission des Wissenschaftsrates in ihrer Stellungnahme interne Umschichtungen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusätzlich brachte der Wissenschaftsrat ein Veränderung der geplanten Belegung des Holländischen Platzes ins Spiel, aus seiner Sicht wäre es sinnvoller, die Geistes- und Sozialwissenschaften mit der Lehrerbildung in Oberzwehren zu konzentrieren und die Neubauten vorrangig an die Ingenieurwissenschaften zu vergeben. Der Wissenschaftsrat äußerte sich in seiner Stellungnahme auch zu strukturellen Fragen. Während er die Einführung von Diplomstudiengängen in Biologie und Chemie begrüßte, wurde die Einführung der zweiten Studienstufe in den Agrarwissenschaften sowie ein interdisziplinärer Diplomstudiengang Sozialwissenschaften abgelehnt. Außerdem verlangte der Wissenschaftsrat erneut, Zulassungskriterien für die Aufnahme von Student:innen in die zweite, einem universitären Abschluss vergleichbare Studienstufe zu definieren.

Gerade in den strukturellen Fragen widersprach Präsident Neumann den Empfehlungen. Auch weiterhin sollte der Zugang zut zweiten Studienstufe potenziell jedem, der das Diplom I hatte, offenstehen. Neumann verwies auf die Anstrengungen der Hochschule, den Technikbereich auszubauen, lehnte die zu starke Verengung auf diesen Bereich ab, die Geistes- und Sozialwissenschaften sollten ihre Entwicklungsmöglichkeiten behalten. Neumann sprach oft von den fünf Ringen des Wissens (Natur, Technik, Geist, Soziales, Kunst), die gleichwertig gefördert werden müssten.