Reform als Zukunftsperspektive
Präsident Franz Neumann verteidigte das Reformprojekt als notwendige Reaktion auf die noch immer bestehenden Schwachstellen der „normalen“ Wissenschaftsorganisation. Es brauche eine Hochschule, die zentrale Fragen der Menschen beantworte und sich der gesellschaftlichen Verantwortung von Wissenschaft annehme, eine Wissenschaft, die als „Kraft realer Emanzipation“ in die Gesellschaft eingehe. Daher sah er Praxisorientierung auch im Sinne eines reflektierenden Verständnisses der gesellschaftlichen Funktion und Verantwortung von Wissenschaft, der ein „fundamentalpolitischer Bildungsbegriff“ zugrunde liegen sollte. Dass sein Plädoyer für den Ausbau des Reformprofils nicht nur ideelle Hintergründe hatte, zeigt sich im Schlusswort, das vor allem an den beim Festakt anwesenden Kultusminister, aber auch die widerstreitenden Gruppen der Hochschule gerichtet war: „Die Gesamthochschule Kassel sollte eine Zukunft haben, sie soll leben“. Ein Ausbau auf den Stand einer „normalen“ Universität schien in der finanzpolitischen Lage kaum möglich, daher habe Kassel nur eine Chance, wenn es eine Alternative zum „normalen“ System biete.
Für die Student:innen dagegen, die sich in das Jubiläum kaum eingebunden sahen, war die Hochschule jedoch auf dem besten Wege zu einer „normalen“ Universität.