Der Kultusminister bestimmt einen neuen Gründungspräsidenten

Textdokument - 1975

Von Weizsäcker hatte 1969 einen Entwurf für ein Baukastenmodell des Studiums in die Debatte um die Gesamthochschule und die Hochschulreform eingebracht. Es sah statt der üblichen Einzelveranstaltungen innerhalb eines Studiengangs, der mit einer Gesamtprüfung endet, einzelne Kompakteinheiten vor. Diese sollten zeitlich in Blöcken konzentriert, projektartig und  interdisziplinär an einem abgegrenzten Themenkomplex bearbeitet und mit einem Zertifikat abgeschlossen werden. Für die Gesamthochschule verwies von Weizsäcker bei seiner Vorstellung  auf die Bedeutung der Verbindung von wissenschaftlicher Theorie und gesellschaftlicher Praxis. Er forderte eine „Drittstruktur“, eine Ebene fachübergreifender Forschung, die auf die Lehre unmittelbar zurückwirkt. Aus seiner Sicht galt es für die Gesamthochschule, eine praxisorientierte Forschung zu entwickeln und zu betreiben, nur dort könne ihre Stärke gegenüber Universitäten liegen, denen der Kontakt zur Praxis fehle.

Trotz der Ablehnung der Student:innen wurde von Weizsäcker vom Gründungsbeirat gewählt, jedoch nur, weil sonst Kultusminister Krollmann von Weizsäcker vermutlich selbst eingesetzt hätte. Die Ablehnung der Student:innen gegenüber von von Weizsäcker lag weniger in seiner Person als in der Art des Verfahrens vonseiten des Kultusministeriums begründet.