2021
„Hochschule 2021: Wirklich virtuell?“ Unter diesem Motto fand beim 25-jährigen Jubiläum der Gesamthochschule/Universität Kassel 1996 eine Abendveranstaltung statt, die amüsante, multimediale Prognosen, Visionen und Szenarien zur Hochschule im Jahr 2021 präsentierte. Noch zu Beginn des Jahres 2020 hätte niemand gedacht, dass die Hochschule 2021 tatsächlich virtuell sein würde, wenngleich auf eine ganz andere Weise und unter anderen Umständen als 1996 gedacht.
Das Jubiläumsjahr begann, wie das alte aufgehört hatte – im digitalen Lehrbetrieb. Erst im nächsten Wintersemester gab es in größerem Umfang eine Rückkehr in die Präsenzlehre. Zahlreiche Programmpunkte für die 50-Jahr-Feier mussten schon frühzeitig umgestaltet werden, viele wurden verschoben, einiges digital umgesetzt, anderes konnte stattfinden, so eine Ausstellung im Stadtmuseum, die die Geschichte der Universität in ihren Bezügen zu Stadt und Region herausstellt, wie Prof. Dr. Martina Sitt, unter deren Leitung die Ausstellung entstand, in einem Podcast erzählt. Mit den physisch präsenten und greifbaren Objekten ist die Ausstellung nicht nur eine willkommene Abwechslung zum stark digitalen Universitätsalltag, sondern macht genauso wie unsere digitale Ausstellung mit ihren Text-, Ton-, Bild- und Filmdokumenten deutlich, wie viele unterschiedliche Quellen Aufschlüsse über die Geschichte der Hochschule geben. Für den im Juni 2021 verabschiedeten Beschluss der Universität, als eine der letzten in Deutschland ein eigenes Archiv einzurichten, war es daher höchste Zeit, um die Quellen in ihrer Vielfalt zu bewahren. Pünktlich zum 50. Geburtstag unterschrieb die Universität, die noch beim 10. Jubiläum 1981 keine Universität werden, sondern eine Gesamthochschule bleiben wollte, die aktuelle Fassung der Magna Charta Universitarum, in der sich Universitäten weltweit auf gemeinsame grundlegende Werte verpflichten.
Gänzlich ungetrübt verlief das Jubiläumsjahr derweil nicht. Die Ergebnisse eines Untersuchungsausschusses des Student:innenparlaments, die den Umgang des AStA mit seinen finanziellen Mitteln und die mangelnde Kontrolle der AStA-Finanzen durch die Hochschulleitung kritisierten, sorgten ebenso wie die Aberkennung einer Ehrendoktorwürde und die Diskussion um die Bedeutung gendergerechter Sprache für Kontroversen innerhalb der Hochschule, zwischen ehemaligen und aktuellen Mitgliedern, zwischen Universität und Öffentlichkeit. In einem offenen Brief versuchte der AStA verzerrte Darstellungen der Diskussion um die gendergerechte Sprache aufzugreifen, gerade auch weil die Hochschule inzwischen im Vergleich zu anderen Universitäten eine Vorreiterrolle in der Gleichstellung einnimmt.