2009

Die Studiengebühren waren zwar wieder abgeschafft worden, aber die Ursachen für ihre Einführung blieben weiterhin bestehen, wie sich 2009 deutlich zeigte. Mit fast 5.000 Studienanfänger:innen erreichte die Universität Kassel im Wintersemester 2009/10 einen neuen Rekord und für die kommenden Jahre wurden bundesweit deutliche Steigerungen der Student:innenzahlen vorausgesagt. Seit dem Wintersemester 2008/09 erhielten die hessischen Hochschulen statt der Mittel aus Studiengebühren die sogenannten „QSL-Mittel“ zur Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre. Die 12,6 Millionen Euro, die erstmalig nach Kassel flossen, wurden unter anderem für die Erweiterung der Tutorien, für die IT-Infrastruktur oder für Wettbewerbe zur Förderung von Innovationen in der Lehre verwendet. Sowohl die Student:innen als auch die Hochschulleitung machten deutlich, dass reine Qualitätsverbesserungen nicht ausreichen, sondern es eine bessere Grundausstattung zum Ausbau der Kapazitäten der Hochschulen brauche. Ob die hohe Bildungsnachfrage und die Zahl der Studierwilligen in den kommenden Jahren angemessen und ausreichend versorgt werden könnten, sei eine gesellschaftliche und politische Frage. Bundesweit fanden 2009 Bildungsstreiks unter dem Motto „Wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“ statt. Hörsaalbesetzungen und Demonstrationen gegen Raumnot, Platzmangel sowie gegen die modulare Studienstruktur gab es auch in Kassel.

An den landesweiten Warnstreiks beteiligten sich auch Tarifbeschäftigte. Nach langen Verhandlungen und fünf Jahre nach dem Austritt Hessens aus der Tarifgemeinschaft der Länder wurde im November 2009 endlich ein neuer Tarifvertrag für die Beschäftigten des Landes Hessen unterschrieben. Mit ihm wurden weitgehend die Regelungen der anderen Bundesländer übernommen sowie Lohnsteigerungen und die 40-Stunden-Woche festgehalten. Dass die Universität Kassel ihr Bestes für eine gute hochschulische Ausbildung gab, stellten die Erfolge beim Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre unter Beweis. Vier der fünf Preise gingen nach Kassel. Auch wenn die junge Hochschule in den großen Exzellenzinitiativen von Bund und Ländern zur Förderung von Wissenschaft und Forschung keine Chance hatte, konnte sie sich in einem erstmals bundesweit ausgeschriebenen Exzellenz-Wettbewerb durchsetzen. Die Gründe für den Erfolg bei der Einrichtung des „International Center for Development and Decent Work“ kommentierte der damalige Pressesprecher der Universität, Bernt Armbruster, in der Hochschulzeitung publik.

Weitere 2009 eingerichtete Forschungsverbünde unterstrichen das im Leitbild der Universität postulierte interdisziplinäre Verantwortungsbewusstsein gegenüber Herausforderungen in Natur und Gesellschaft: Das „Competence Centre for Climate Change Mitigation and Adaption“, das Kompetenzzentrum für Dezentrale Elektrische Energieversorgungstechnik und der LOEWE-Schwerpunkt „Gestaltung technisch-sozialer Vernetzung in situativen ubiquitären Systemen“ entstanden. Die Überleitung des Instituts für solare Energietechnik in das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik und ein neuer Kooperationsvertrag zwischen Universität und Fraunhofer-Gesellschaft führte bestehendes, exzellentes Engagement für angewandte Forschung fort.

Exzellente Ideen bewiesen zahlreiche Student:innen, Mitarbeiter:innen und Absolvent:innen: Über 30 Ideen für Unternehmensgründungen wurden beim ersten Ideenwettbewerb UNIKAT eingereicht.

Die Hochschulleitung wurde erweitert und umfasste nun drei Vizepräsident:innen: Germanistin Prof. Dr. Claudia Brinker-von der Heyde und Prof. Dr. Martin Lawerenz (FB Maschinenbau) kamen als Vizepräsident:innen hinzu und übten ihre Ämter bis 2015 aus.