2002

Die weit über Kassel hinaus beachtete Entscheidung, die Bezeichnung Gesamthochschule aus dem Namen zu streichen und sich nur noch Universität zu nennen, steht für Abschluss und Aufbruch in der Hochschulentwicklung. Nach über 30 Jahren legt die Einrichtung den ursprünglichen Markennamen „Gesamthochschule“ zwar ab, aber Reformen im tertiären Bildungsbereich sollten weitergeführt werden. Stolz verwies man darauf, dass die gestuften Studiengänge und der Praxisbezug schon lange vor der BA-MA-Studienstruktur der Bologna-Reform in Kassel praktiziert wurden und damit die nordhessische Hochschule Trendsetter erfolgreicher Universitätsreform war. Aufbruch in der Hochschulentwicklung markierte sich vielfältig: Vor allem für den Bereich der Lehre werden wegweisende Entscheidungen getroffen. Standen in den 1990er Jahren noch mehrere Disziplinen und Fachgebiete v. a. in der Lehramtsausbildung zur Disposition, so wurden für die neuen Zielvereinbarungen die Beibehaltung der beiden theologischen Institute und die Fortführung der berufspädagogischen Studiengänge sowie des Unterrichtsfaches Musik beschlossen. Die Einrichtung der beiden englischsprachigen Studiengänge Global Political Economy und Electrical Communication Engineering liest sich als erste Umsetzung des gerade verabschiedeten Internationalisierungskonzeptes. Dass dieser „große Wurf“ mit vielen kleinen Schritten begleitet werden muss, zeigt der Beitrag über incoming students.

Warum ist ein Universitätsstandort attraktiv für Student:innen? Sind es Familientraditionen, die Nähe zum Heimatort und zu den Freunden oder der ausgezeichnete Ruf einzelner Institute, die die Studienortwahl bestimmen? Welche Faktoren sind mit entscheidend, dass der Studienort zur beruflichen Wirkungsstätte wird? Fragen, die das Hochschulmarketing umtreibt. Gerade weil Hochschullehrer:innen der Kasseler Kunsthochschule immer wieder zur Mitwirkung bei der documenta geladen waren, war es für einige studentische Filmemacher:innen im documenta-Jahr 2002 naheliegend, am Beispiel der Kunststudent:innen diesen Fragen nachzugehen. Studentische Alltagskultur hat viele Orte und viele Themen. Sie gehört genauso wie Hörsaal, Labor und Mensa zur Studienzeit. Fast ein Jahrzehnt brauchte es, bis sich Student:innen mit einem alten Firmengebäude auf dem Campus Holländischer Platz ihren kulturellen Ort geschaffen hatten.