2000

Der angekündigte Paradigmenwechsel wurde nun in diesem Jahr durch längerfristig gültige Rechtsnormen vollzogen. Das neue Hessische Hochschulgesetz definierte einen grundlegenden Wandel in der Beziehung zwischen Staat und Hochschulen. Der Staat zog sich aus Detailfragen zurück. Über die Kernbereiche der hochschulischen Selbstverwaltung – Lehre und Forschung – hinaus erhielten sie nun deutlich mehr Entscheidungskompetenzen in Fragen der eigenen Organisation und Struktur, des Personals sowie der internen Mittelverteilung. Die Stärkung ihrer Autonomie sollte es den Hochschulen ermöglichen, ihr Profil besser zu schärfen und ihre Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit zu verbessern. Man versprach sich davon eine Steigerung der Effizienz und der Leistung der Hochschulen. Für die Wahrnehmung der zusätzlichen Autonomie und der damit verbundenen Aufgaben wurde die Organisation der hochschulischen Selbstverwaltung verändert, wie das gezeigte Schema erkennen lässt. Mit kleineren Gremien und mehr Kompetenzen der Leitungsebenen (Präsidium, Dekanat) sollten effektivere Entscheidungsstrukturen ermöglicht werden. Mehr Autonomie, insbesondere im Bereich der Finanzen, bedeutete zugleich, dass sie ihre Entscheidungen transparenter zu machen hatten. 

Noch bestanden jedoch die alten Gremien und die taten sich weiterhin schwer mit der Wahl eines neuen Präsidenten. Wieder scheiterte die erste Sitzung mit vier Wahlgängen, in der zweiten Sitzung des Konvents erreichte schließlich Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep exakt die nötige Stimmenmehrheit. Nach seiner Wahl stand er dem Hochschulfernsehen Univision zum Gespräch bereit. Mit deutlich geringerer öffentlicher Aufmerksamkeit wählte die Kunsthochschule derweil die Kunstwissenschaftlerin Dr. Karin Stempel zur neuen Rektorin.

Mehr Aufmerksamkeit wünschten sich die insgesamt neun Werkstätten der Universität, die anlässlich eines Aktionstages ihr Können unter anderem dem Hessischen Rundfunk präsentierten. In die Medien schaffte es auch ein an der Universität Kassel entwickelter Werkstoff. Mit einem nur 850 Gramm schweren Leichtbaurahmen aus kohlefaserverstärkten Kunststoffrohren gewann die Fahrradsportlerin Hanka Kupfernagel olympisches Silber in Sydney. 

Für Gäste aus Sydney und der ganzen Welt eröffnete die Universität in diesem Jahr ihr eigenes Gästehaus, das International House in der Mönchebergstraße. Der zehn Jahre zuvor eingeleitete strategische und strukturelle Ausbau der Internationalisierung der Kasseler Hochschule wurde damit im neuen Jahrtausend fortgeführt. 

Weniger rühmlich war hingegen die Sicherheitslage auf dem Campus. Es war kein neues Thema und Maßnahmen, wie z.B. Notrufsäulen, gab es bereits. Eine weitere schwere Straftat zeigte allerdings, dass weiterer Handlungsbedarf bestand. 

Handlungsbedarf wurde auch in der Forschung über das Fernsehen und seine Auswirkung auf Erziehung, Bildung und Sozialisation gesehen. Der „Vater“ der Maus, Gert Müntefering,  erhielt daher in diesem Jahr eine Honorarprofessur in Kassel.