1994
Kaum hatte die Hochschule die Debatten um ihren Namen hinter sich gelassen, schon begannen die nächsten internen Konflikte. Die Abberufung der Frauenbeauftragten durch den Präsidenten provozierte sogar ministerielle Reaktionen aus Wiesbaden. Für einen anderen Konflikt war dieses Jahr nur der Auftakt. Der Streit um die Haltung von Affen für die zoologische Forschung an der GhK eskalierte schließlich 1996. Noch länger sollte die Debatte um den Erhalt oder die Abschaffung der Musikausbildung die Hochschule beschäftigen. Zum einen war klar, dass die Musik ein besonders kostenintensives Fach ist. Andererseits hatten die Musiker:innen an der GhK eigene Reformen umgesetzt und nicht nur Stadt und Region mit innovativer Musik bereichert, wie der Musikdidaktiker Walter Sons am Beispiel seiner Arbeitsgruppen Glasmusik und Metallmusik erzählt. Das Jahr brachte aber auch Erfolge. Nach den Streitigkeiten zwischen Bund und Ländern über die künftige Hochschulfinanzierung im Vorjahr sicherte das Land Hessen nun bei einigen Bauprojekten die Übernahme des Bundesanteils zu. In Kassel konnte nun der Bau des Hörsaal- und Laborgebäudes für die Elektrotechnik, das Institutsgebäude für Biologie und Chemie sowie das Institutsgebäude für Mikrostrukturtechnik beginnen. Feierlich eingeweiht wurde bereits das fertiggestellte Institut für Werkstofftechnik in den Mauern der alten Henschelhalle K 13. Der Ausbau auf den Zielwert von 9.000 Studienplätzen war damit in greifbarer Nähe.
Erfolgreich vorangebracht werden konnten mit der Gründung des Sprachenzentrums auch die Internationalisierungsbestrebungen. Ein besonderes Augenmerk sollte mit Blick auf die Entwicklung des europäischen Binnenmarktes und die Internationalisierung von Berufen künftig auf einem fachsprachlichen Kursangebot liegen. Mehrfach große Erfolge feierte die Trickfilmabteilung der Kunsthochschule, die 1994 anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens vom Hessischen Rundfunk vorgestellt wurde. Bereits mit den integrierten Studiengängen hatte die Gesamthochschule einen erfolgreichen Beitrag zur sozialen Öffnung der Hochschulen geleistet. Schon früh gab es Forderungen danach, die Öffnung auf beruflich qualifizierte Studierwillige auszuweiten. Im Wintersemester 1994 lief das Hochschulstudium ohne Abitur erfolgreich an. Defizite gab es weiterhin für Student:innen mit Kindern, wohingegen sich die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses durch das 1991 verabschiedete Förderkonzept langsam verbessern konnte und durch eine restriktivere Besetzung von Dauerstellen mehr Qualifikationsarbeiten hervorgebracht werden sollten. In der Hochschulleitung begannen Soziologin Prof. Dr. Regine Gildemeister (bis 1996) und Mathematiker Prof. Dr. Herbert Haf (bis 2000) die Tätigkeit als Vizepräsident:in.