1992
Eine Hochschule, die sich stärker international orientieren will, braucht ein Umfeld, das Internationalisierung und Vielfalt als Chance sieht. Zu Beginn der 1990er ereigneten sich gleich mehrere Anschläge in Deutschland, die ein bisher nicht gekanntes Maß an Fremdenhass und Rassismus zum Ausdruck brachten. Ein Zeitgeschehen, das auch die Gesamthochschule, Student:innen wie Dozent:innen, betroffen machte. In ihrer Zeitung ASTAFIX riefen die Student:innen zur Teilnahme an bundesweiten Aktionstagen gegen Fremdenhass auf und in der Hochschule wurden die Ereignisse samt ihren Ursachen in unterschiedlichen Veranstaltungen wie einem Studientag gegen Ausländerfeindlichkeit aufgegriffen. In anderen Bereichen wurde die strategische Ausrichtung als europäische Hochschule weiter ausgebaut. Mit der Gründung des Ost-West-Wissenschaftszentrums als Beratungsstelle für Kooperationen der Wirtschaft und der Wissenschaft sollte die Gesamthochschule Kassel zu einer Schnittstelle zwischen Ost und West werden. Der Senat beschloss derweil weitere Schritte zum Ausbau der internationalen Beziehungen. Sie sollten künftig auf allen Ebenen der Universität aufgebaut und insbesondere auf Instituts- und Fachbereichsebene vorbereitet werden. Zugleich forderte der Senat den Ausbau der zur Entwicklung internationaler Verbindungen notwendigen Infrastruktur: den Bau eines Gästehauses, die Gründung eines Sprachenzentrums und die bessere Ausstattung des akademischen Auslandsamtes.
Mobiler konnten die Student:innen ab 1992 zunächst in der Stadt und dem Umland werden: Für den Aufschlag von 30 DM auf den Semesterbeitrag wurde die Einführung eines Semestertickets vereinbart. Das Hineinwirken der Hochschule in die Stadt zeigte sich in diesem Jahr an der Eröffnung der documenta-Halle. Die neue rot-grüne Landesregierung erhöhte zunächst die Bauinvestitionen in die GhK und versprach den Ausbau auf 9.000 Plätze bis 1994 sowie die weitgehende Realisierung des Konzepts „GhK 2002“ und Sicherheit über die tatsächlichen Stellen- und Mittelzuweisungen. Die Gesamthochschule begann, alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen, und konnte die ersten beiden Stiftungsprofessuren einwerben, mit denen vorhandene Schwerpunkte ausgebaut werden sollten. Die Frauenforschung, ein noch junger Schwerpunkt der GhK, sollte mit einer Professur und einem möglichen Institut institutionalisiert werden. Als ausbaufähig erwies sich die Situation der studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte in Kassel.