1989
Dass die innerdeutsche Grenze durchlässig geworden ist, zeigte sich am 11. November 1989 auf den Straßen Kassels. Die Haupteinkaufsstraße, die Königsstraße, war überfüllt. 20.000 Besucherinnen und Besucher aus der DDR sollen in Kassel gewesen sein. Die Grenzöffnung zeigt bis weit in den Januar 1990 keine Spuren in der Hochschulzeitung publik. Der Besuch von Keramik-Künstler:innen aus der DDR bei den Kollegen in der Kunsthochschule ist dort dokumentiert. In der Hochschulberichterstattung waren es die Partnerschaftsverträge mit der Universität im polnischen Lublin und der Pädagogischen Hochschule in Jaroslawl im heutigen Russland sowie die Rückgabe von Beutekunst in der Murhardschen Bibliothek vonseiten der DDR.
Die Gesamthochschule beschäftigte sich mit sich selbst. Der Rückzug von Präsident Neumann nach der gescheiterten Wahl, die Suche nach neuen Bewerber:innen und das Reform-Forum GhK beschäftigte zumindest einen Teil der Professor:innen. Letzteres versuchte listenübergreifend mit den Hochschulangehörigen ins Gespräch zu kommen, die sich weiterhin für die Reformprinzipien der GhK einsetzen wollten. Vielleicht hing es auch mit diesen Debatten zusammen, dass bei der nächsten Wahl nur Professoren der Gesamthochschule zur Wahl standen und schließlich erstmals der Präsident aus der Kasseler Professor:innenschaft kam.
Wie notwendig ein Frauenförderplan war, um Wissenschaftlerinnen im Mittelbau und auf den Professuren sichtbar zu machen, hat sich bei der Wahl gezeigt.
Um Anliegen der Student:innen aufgreifen zu können und werbend auf sie zuzugehen, braucht es andere Informationen, Unterstützung und Medien, als bislang genutzt wurden. Welche das waren, dafür stehen die weiteren Quellen zu diesem Jahr.