1984
Ob physikalische Kabinette, medizinische Präparate, archäologische Funde, Karten oder zoologische Exponate, traditionsreiche Universitäten besitzen oft umfangreiche Sammlungen wissenschaftlicher Objekte. An einer jungen Universität vermutet man dies nicht. Über die zur Universitätsbibliothek gehörende Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel gibt es allerdings auch in Kassel kostbare Sammlungen, deren wohl bedeutendster Schatz das Hildebrandslied aus dem neunten Jahrhundert ist.
Um andere Kunstwerke der Zukunft gab es dagegen intensive Auseinandersetzung. Für „Kunst am Bau“, zur künstlerischen Gestaltung des künftigen Campusgeländes wurde vom Land Hessen eine Million DM zur Verfügung gestellt. Die von einer Jury ausgewählten Kunstwerke trafen nicht den Geschmack aller Mitglieder der Hochschule.
Während wissenschaftliche Sammlungen an vielen Universitäten vorhanden sind, ist es eine von der Universität initiierte Gedenkstätte eher selten. In den Gebäuden des ehemaligen Klosters sowie Konzentrationslagers Breitenau eröffnete 1984 eine solche Bildungs- und Gedenkstätte, über deren Entstehung und Entwicklung Dietfried Krause-Vilmar in einem Interview berichtet.
In Publik berichteten Beteiligte über ihre Erfahrungen mit den Berufspraktischen Studien im Bereich der Agrarwissenschaften, in dem 1979 der integrierte Diplomstudiengang Agrarwirtschaft die ersten Student:innen aufgenommen hatte.
Auf genau jenes zentrale Reformelement, die von der Hochschule begleiteten Studiensemester am Lernort Praxis, und weitere Besonderheiten der integrierten Studiengänge sollte bei der Einführung von Magisterstudiengängen verzichtet werden, was im Konvent zu Diskussionen führte. Schon 1980 hatte es um die Einführung des Diplomstudiengangs Anglistik/Romanistik ähnliche Kontroversen gegeben. Dieser war zwar in seiner Verbindung von Sprach- und Wirtschaftsstudium auf inhaltlicher Ebene Teil eines Modellversuchs, war strukturell aber ein universitärer Diplomstudiengang mit nur einem Abschluss und ohne berufspraktische Phasen. Damals lehnte die Konventsmehrheit die Prüfungsordnung des Studiengangs ab, der Kultusminister setzte ihn stattdessen eigenmächtig ein. Diesmal stimmte der Konvent mehrheitlich der Einführung der „normal“ universitären Magisterstudiengänge zu. In Zeiten der Lehrerarbeitslosigkeit sollte mit ihnen insbesondere in den an der Lehrerbildung beteiligten Fächern eine Alternative geschaffen werden. Präsident Neumann sah die Magisterstudiengänge in den Geistes- und Sozialwissenschaften daher als eine pragmatische Notlösung an, für die es langfristig ein integriertes, der Gesamthochschule entsprechendes Modell zu finden galt, wozu es jedoch nicht kam.